Was kann Liebe eigentlich? 

In der Persönlichkeitsentwicklungsbubble fällt auf, dass das Böse ferngehalten werden möchte. Große und viele Gruppen leben von der Idee der Liebe und Dankbarkeit. Möchte man dort mal auf Themen aufmerksam machen, die aus der Liebe entstehen und von Aufklärung leben, wird der Post mit der Anmerkung „das kann Angst machen“ gelöscht.

 

Was macht uns Angst? Was macht uns denn wirklich Angst? Ist es wichtig, Themen von uns fernzuhalten, damit wir keine Angst haben müssen? Oder geht es nicht vielmehr darum, mit dem, was uns umgibt – auch mit den Gefahren – umzugehen zu lernen, um realistisch und aufgeklärt darauf reagieren zu können? 

 

Ich mache es mal an einem konkreten Beispiel klar: Auf bestimmten Plattformen gibt es die sogenannten „Non-Nudes“- Kategorien. Dort findest du Kinderbilder, normale Kinderbilder, die geklaut und in einem nicht normalen Kontext hochgeladen werden und für bestimmte Zwecke missbraucht werden. Das ist eine bekannte Tatsache und sollte uns dazu veranlassen, jedes unnötige Kinderbild aus dem Netz zu lassen. Eigentlich sollte es dazu führen, dass das Recht auf informationelle Selbstbestimmung von Kindern dazu führt, dass Bilder nicht hochgeladen werden dürfen. Zumindest solange, bis wir diesem Datenwahnsinn Herr werden.  Es sollte dazu führen, dass auch jede Institution, die mit Kindern arbeitet, sich nicht von den Eltern die Erlaubnis holt, DASS sie die Bilder digital hochladen dürfen, sondern dass sie aus Rücksicht darauf einfach verzichten und es gar nicht erst in Betracht ziehen.

Aber Kinder sind süß, machen uns stolz und sind etwas, was man vorzeigen kann. Dennoch ist es wichtig zu verstehen, dass JEDE Abbildung von Kindern, die digitalisiert zur Verfügung steht, als Erektionsvorlage für eine bestimmte Menschengruppe damit bereitwillig zur Verfügung gestellt wird.

Der Wunsch, über diese Dinge aufzuklären, entsteht nicht aus Angst, sondern aus Liebe zu Kindern. Es ist die Liebe, nicht die Angst. Und so braucht die Liebe die Aufklärung und das aufmerksam machen. Das erklären, was passieren kann, wenn etwas Bestimmtes getan wird. Es ist eine Sachinformation aufgrund einer Situation. Das passt jedoch nicht in das Weltbild der Dankbarkeit und Liebe. Und ich sage: Doch! Genau das ist Zuneigung und Liebe. Dass wir aufklären, miteinander reden und bestimmten toxischen Verstrickungen weniger Handlungsmöglichkeiten geben. Das wir Grenzen setzen. Dass wir schützen und handeln.

„Aber das Bild ist doch nichts Schlimmes!“ – Nein ist es auch nicht. Aber es ist das Bild eines Kindes, welches dazu führt, dass jemand anderes seine Energie drauf ablädt. Sollte dir auch ein komisches Gefühl machen. Sollte uns allen ein komisches Gefühl machen. Kann es aber nicht, weil nicht klar und bewusst ist, in welchen Massen diese Bilder gebraucht, geteilt und benutzt werden.

Und da stellt sich die Frage, was uns Angst macht? Macht es uns Angst, über Alltagsrealitäten zu reden? Ziehen wir dann vielleicht sogar das Unheil an? (So ja die Vermutung einiger?) Oder macht es nicht vielmehr Angst, weil wir nicht realistisch und im Status quo aufgrund einer Sachinformation reagieren. Weil das innere Bedürfnis nach Sicherheit wichtiger ist, als das Herstellen tatsächlicher Sicherheiten? Wir begegnen dem Wunsch nach Sicherheit nicht realistisch und schauen wo es unsicher ist. Wir hoffen, dass schon nichts passieren wird und ducken uns weg.  

So schwirren wir ständig zwischen Illusionen und Selbstverständlichkeiten. Seifenblasen platzen. Aber genau das ist doch das Problem: Dass die Seifenblasen überhaupt platzen können und Selbstbestimmung nicht an erster Stelle steht. So kann Selbstbestimmung doch nur dann entstehen, wenn die Rahmenbedingungen nicht Teil einer Illusion sind. Sondern die aktuelle Realität und Sachlage der treibende Faktor für Entscheidungen ist.

Es wird immer gesagt, dass für unsere Generation Frieden in Europa selbstverständlich war. Nein, war es nicht. Es war eine Illusion aus der Hoffnung heraus, dass wir die Früchte des Kalten Krieges jetzt ernten dürfen. Eine Selbstverständlichkeit von Frieden als Teil unserer Werte hätte geheißen, dass wir uns bewusst mit den Gefahren auseinandersetzen, die dazu führen, dass diese Selbstverständlichkeit angegriffen werden kann. So war es nie eine selbstbestimmte Selbstverständlichkeit, sondern eine Illusion mit der man Millionen-Geschäfte gemacht hat. Wirtschaftliche Interessen wurden vorrangig behandelt, weil man sich nicht vorstellen konnte, dass was passiert. Dabei wurde klar angekündigt, was passiert. Und die Antwort aus dieser Zeit, dem Verwechseln von Illusionen und Selbstverständlichkeiten, kostet Seelen das Leben. Egal auf welcher Ebene: Es richtet immer Schaden an.

So braucht es den Umgang mit Realitäten und mit Sachlagen. Es braucht die Kraft und die Tools, die eigenen Selbstverständlichkeiten auch reifen zu lassen und sie zu schützen, damit die Selbstverständlichkeit eines Friedens in Europa, die Selbstverständlichkeit, dass wir Kinder schützen, nicht von dem Verhalten anderer abhängt, sondern in unserer Macht liegt, weil wir realistisch mit den Dingen umgehen, die auf der Welt eben noch stattfinden.

Es braucht die Liebe zur Realität und nicht Abschottung und das Ducken, dass es vielleicht gut geht. Es braucht auch in der Persönlichkeitsentwicklung mehr Realität und Anspruch, Menschen in ihre Krisenkompetenz zu bringen, damit sie aus dem, was ist, das machen können, was sie sich wünschen. Ohne abhängig zu sein.

 

Und das sage ich aus Liebe 

 

Ich dachte nicht, dass die Frage in meinem Buch, ob wir den Zusammenbruch wirklich zulassen, nun so schnell Realität wird. Dennoch mag ich dich einladen, weiterzulesen und weiter zu verstehen.