Dein Leben ist keine Zwischenstation…

Im Sommer 2016 hatte ich einen Traum. Einen sehr starken Traum. Es ging darum, dass wir uns vorbereiten müssen und Putin irgendetwas in die Luft jagt. Ich will dir jetzt nicht zu viele Details erzählen, aber das fasst den Traum gut zusammen. Er war sehr eindringlich und ich habe ihn bis heute nicht vergessen.

Seit dem 24.2.2022 ist der Traum natürlich wieder präsent und auch die Reaktionen auf diesen Traum. Von „Du immer mit deinen Träumen“ bis hin zu „Spinn doch nicht rum“ war alles dabei. Es sind die gleichen Sätze die jeder von sich hört, wenn er über seine Träume spricht. Und damit meine ich die Träume und Vorstellungen, die für andere nicht greifbar sind.

Wenn du dich mit der westlichen Persönlichkeitsentwicklung beschäftigt, dann beschäftigst du dich auch immer mit einem Traumbild. Mit einer Illusion wie Menschsein ist. Einem Bild, was sich entwickelt aus der Situation heraus, aus der du auf die Situation schaust. Und so kompliziert der Satz ist, so komplex ist auch dein Denken.

Ein starker Treiber der unsrigen Entwicklung ist neben finanzieller Freiheit die Idee, dass du deine innere Mission, deinen Seelenauftrag findest und endlich so sein kannst, wie du willst. Dabei steht jedoch die finanzielle Gier und Abhängigkeit der persönlichen Freiheit im Weg. Ja, es stimmt. Finanzielle Möglichkeiten schaffen dir Raum, um dein Leben zu gestalten. Jedoch kannst du dein Leben mit finanziellen Mitteln nur gestalten, wenn du nicht um dein inneres Überleben kämpfst und, und das ist noch fast wichtiger zu erwähnen, wenn deine finanziellen Mittel nicht aus dem Kühlschrankinhalt anderer Menschen besteht.

Du kannst dir keine finanzielle Freiheit erarbeiten, wenn das wirtschaftliche System zusammenbricht. Du kannst dir auch keine finanzielle Freiheit erarbeiten, wenn dir die Inflationsrate gerade ein Beinchen stellt, und du wirst dir keine finanzielle Freiheit erarbeiten können, wenn niemand mehr Geld hat, um deine Leistung zu bezahlen. Was ich dir damit sagen möchte, ist: Geld ist kein Signal dafür, dass du alles richtig machst. Es ist auch kein Signal dafür, dass du es endlich verdient hast, dass es dir mal gut geht. Es ist ein Signal dafür, ob du verstanden hast, wie das System dahinter funktioniert und ob das, was du tust oder auch anbietest, für das System relevant ist. Dabei geht es jedoch nicht darum, was du für relevant hältst, sondern darum, was gerade Hype ist.

Das bedeutet, wir werden, wenn es so weiter geht, viele Träume platzen sehen in den nächsten Monaten und vielleicht auch Jahren. Die Ersten bemerken schon, dass die Finanzierung eines Eigenheimes gerade in weite Ferne rückt. Vielleicht verändert sich das wieder. Vielleicht aber auch nicht.

Träume, die darauf ausgerichtet waren: „Wenn ich alles richtig mache, dann werde ich auch belohnt!“ „Wenn ich alles richtig mache, dann werde ich das bekommen, was ich auch wirklich verdient habe!“ – Jedoch funktioniert Leben so nicht. Wir sind alle Teil einer ständigen wachsenden Wechselbeziehung zwischen Regeln, Meinungen, Glauben und Macht.

Und auch wenn meine Texte dir vielleicht manchmal ein doofes Gefühl machen, möchte ich dich eigentlich nur auf etwas hinweisen. Das, was du suchst, hat nichts mit dem zu tun, was du bekommen kannst oder das, was du dir erträumst. Es hat nur etwas damit zu tun, was du dir wünschst und wie du wie du mit den Dingen umgehst. Dein Leben jetzt ist keine Zwischenstation, sondern dein echtes Leben. Es ist jetzt deine Lebenszeit.

Gestern habe ich in einer Gruppe gelesen, wie sehr sich jemand ein eigenes Haus gewünscht hat und dieser Person wurde klar, dass das in den nächsten Jahren nichts wird. Bis zu diesem Zeitpunkt hat diese Person ihr Leben auf ein Ereignis ausgerichtet, welches sie selbst überhaupt nicht gestalten kann. Denn auch Immobilienpreise sind nicht statisch, sondern verändern sich. So wie die Welt sich verändert. Und so ist es nicht möglich, sein Leben nach bestimmten Erwartungen auszurichten. Das funktioniert nicht, wenn du nicht selbst in der Lage bist, die Parameter im Außen, die es braucht, um dein Ziel zu erreichen, zu bestimmen. Bist du also auch nur im kleinsten im Außen davon abhängig, dass etwas so bleibt – wie zum Beispiel ein Immobilienmarkt, – wie er war, als du deinen Wunsch formuliert hast, dann kannst du noch so viel manifestieren. Du wirst keine Chancen haben, weil du dich auf etwas fokussierst, was du nicht beeinflussen kannst, sich ständig verändern kann und deine Handlungen und Bemühungen verpuffen einfach. Am Ende bleibt das Gefühl des Versagens und nicht gut genug zu sein.

Viele meiner KollegInnen zeigen dir, dass du nur genug darauf vertrauen musst und wünschen musst, dann wird dir alles Gute dieser Welt passieren. Darum geht es nicht. Du kannst keine Ziele erreichen, dessen Parameter du nicht selbst bestimmen kannst. Du kannst nur die Ziele erreichen, dessen Parameter auch du dir erarbeiten kannst. Und dennoch hängen wir in dieser Illusion fest. Eine Illusion, die auf sandigem Boden dich beruhigen will, dass am Ende noch alles gut wird. Aber am Ende wird nicht alles gut. Du bist am Ende, wenn es alles gut wird. Oh, das war jetzt hart. Aber ich glaube, ich möchte den Satz stehen lassen, denn er zeigt unsere Denkrichtung so schön: Wenn ich mich nur lange genug für etwas aufopfere oder dafür kämpfe, dann wird es gut. Wenn ich um die Liebe und Anerkennung anderer Menschen mich bemühe, dann muss ich doch auch genau das bekommen, oder? Ja vielleicht. Jedoch ist der Schaden, der durch diesen Kampf angerichtet wird, enorm.

Aber eigentlich weißt du selbst, dass das nicht stimmt. Deine Erfahrungen haben dir oft genug schon etwas anderes gezeigt. Also worum geht es: Es geht darum, dass du im Hier und Jetzt dich darauf konzentrierst, was dran ist. Denn dann hast du auch für dein Hier und Jetzt genug Kraft und Konzentration für das, was dann kommt.

Hängst du dich an Wünsche und Träume, deren Parameter du jedoch nicht in Unabhängigkeit alleine bestimmen kannst, wirst du dich immer wieder so fühlen, als ob du es nicht verdient hast, dass es dir mal gut geht. Du wirst immer glauben, dass du das, was du dir wünschst, nicht verdient hast. Jedoch ist auch das eine Illusion. Ich weiß, dass du durch die starke Individualisierung unserer Gesellschaft in den letzten Jahren den Eindruck bekommen hast, dass es nur dir so geht und dass du so besonders bist, dass es einfach unfair ist, dass du aus diesem „Sich im Kreis drehen“ nicht rauskommst.

Aber so ist es nicht. Es ist ein Symptom einer Sandwichgesellschaft, die zwar will aber nicht weiß, wie es geht. Und weil sie nicht weiß, wie es geht, kann sie sich nur um sich selbst drehen und empfindet einen Sog oder ein Loch, in das sie immer wieder reinfällt. (Lies dazu auch gerne meinen Blogbeitrag „Die Abwärtsspirale von Empathen“)

Jedoch ist es das nicht. Es ist nur dann deine Wahrheit, wenn dir Wissen fehlt. Nur wenn dir Wissen fehlt, fehlt dir auch die Möglichkeit, selbstbestimmt zu handeln, und es fühlt sich an, als ob man von einer Welle mitgerissen wird und wartet, bis die nächste kommt. Und das macht traurig, müde, schlapp und dann irgendwann auch mürbe. Nachdem du innerlich mürbe wirst, kommt so eine unfassbare Unruhe, die dir dann deinen Schlaf klaut, obwohl es dir eigentlich jetzt nicht sooo schlecht geht.

Ist das Erreichen deines Ziels also davon abhängig, dass jemanden anderes sein Verhalten ändert, dann steckst du in der kompletten Überlebenszone. Du kämpfst dann im übertragenden Sinne um dein Überleben. Ein Teil Europas erlebt dies gerade nicht nur im übertragenden Sinne. Der Kampf um das Überleben ist auch immer der Kampf, dass Abhängigkeiten sich lösen. Wir sind als Gesellschaft nicht abgekoppelt von einer menschlichen Entwicklung, weil wir so lange Frieden erlebt haben. Wir sind auch nicht abgekoppelt von Gefahren, nur weil wir uns abgrenzen. Wir stehen nicht über allem, sondern wir müssen wieder dringend lernen, die Dinge richtig zuzuordnen. Können die toxischen Abhängigkeiten erkannt werden, dann können sie auch abgebaut werden. Sie sollten so früh wie möglich abgebaut werden, damit sie nicht irgendwann aufplatzen. Denn jede Illusion platzt irgendwann auf und dann sind alle verwundert, wie viele Mittel und Kräfte in kurzer Zeit freisetzbar werden.

Jedoch erst dann und dann ist der Schaden groß. Dann kommt auch der Neid, warum diese Mittel jetzt plötzlich zur Verfügung stehen, obwohl andere doch schon viele Jahre nach diesen Mitteln fragen. Die Schäden sind einfach enorm und auch wenn ich in diesem Blogbeitrag nun nicht wirklich in die Tiefe gehen werde, weil ich genau dafür noch einen Moment brauche und auch dafür mein Buch „Das toxische Ich in dir braucht Liebe“ geschrieben habe, kann ich dir nur eines mit auf dem Weg gehen: Gehe aus deinen Illusionen raus und kümmere dich um das, was wirklich ist. Es ist nicht wichtig, ob du dir wünschst, mal in einem Haus zu leben. Es ist wichtig, dass du dich dort, wo du jetzt bist, wohl fühlst. Denn morgen, morgen steht auf einem anderen Blatt. Das lesen wir erst morgen – nicht heute.

Ich dachte nicht, dass die Frage in meinem Buch, ob wir den Zusammenbruch wirklich zulassen, nun so schnell Realität wird. Dennoch mag ich dich einladen, weiterzulesen und weiter zu verstehen.