Ich bin nicht gut genug…

Auf meinen Social Media Kanälen bespreche ich diese Woche mal das Thema „Glaubenssätze“. So wie du mich kennst natürlich aus einer etwas anderen Perspektive, als du es vielleicht gewohnt bist. Wir waren gestern dabei stehen geblieben herauszufinden, was eigentlich passiert, wenn man den Glaubenssatz hat „Das Leben ist leicht!“

Ich hatte etwas irritierend gefragt, wie du diesen Glaubenssatz in einen positiven umwandeln kannst – woraus (verständlicherweise) nicht viele Reaktionen kamen.

Und jetzt entwirren wir das mal. Du hast den positiven Glaubenssatz in dir erarbeitet „Das Leben ist leicht!“ und damit arbeitest du. Alleine der Bedarf daran, dass du diesen Glaubenssatz brauchst beschreibt schon den Mangel in dir, woraus sich der Glaubenssatz entwickelt.

Einfach gesagt: Ohne ein Problem, gäbe es auch keinen Bedarf für diesen positiven Glaubenssatz. Nachvollziehbar? Du hättest schlichtweg keine Grundannahme in dir, die diesen Glaubenssatz entwickeln bzw. brauchen würde. (Womit wir auch immer näher der Antwort entgegen kommen, was der Unterschied zwischen einem Glaubenssatz und einer Grundannahme ist).

Der Glaubenssatz soll dir jetzt helfen. Im Zweifel tut er das nicht. Denn in dir sind deckelungsloyale Anteile, die in dem Zeitpunkt entstanden sind, in dem du durch die Deckelung deiner Bezugspersonen den Eindruck gewonnen hast, das Leben ist schwer und es müsse leicht sein.

Ob du es jetzt umformulierst oder nicht. Dieser loyale Anteil wird es dir nicht glauben und zusätzlich noch unbewusst darum kämpfen, dass er gesehen wird und recht behält. Er wird also der verlängerte Arm der Deckelung bleiben und weiter in dir dafür arbeiten, dass du in dir festkleben bleibt. Das macht dieser Anteil nicht, weil er dich doof findet, sondern weil er dich liebt. Denn gelernt hat dieser Anteil: Bleibst du im gesteckten Rahmen der Deckelung, ist es sicherer für dich.

Dieser Anteil lässt dich nicht von dem positiven Glaubenssatz beeinflussen. Vielmehr wird er alles dafür tun, dich vom Gegenteil zu überzeugen. Es bräuchte also einen Weg, diesen Anteil mit ins Boot zu holen. Das ist die einzige Chance. Alles andere endet im Frust und in der Resignation.

Resignation insbesondere dann, wenn es anderen anscheinend immer besser geht und dir jedoch nicht.

Und jetzt gehen wir noch eine Stufe weiter. Wenn ich dir jetzt beibringe, dass du den Glaubenssatz für dich nutzt, ist das gut. Wenn ich dir aber nicht erkläre, was da in dir noch passiert, haben wir den ersten Grund, warum die Persönlichkeitsentwicklung sich online oft auch nur in wirtschaftlichen Interessen wiederfindet:

Glaubenssatzarbeit entlastet dich. Das ist gut. Jedoch wird es in tiefen Themen immer einen zweifelnden Anteil geben, der die Stimme des deckelungsloyalen Anteils hört und sich fragt, ob das Leben wirklich leicht sein kann. Ganz klein ist dieser Anteil und mit klein meine ich ganz jung. Dieser Anteil ist unsicher und beobachtet und fragt und ist sehr zurückhaltend. Die Verletzungen der letzten Jahre hat das aus diesem Anteil gemacht.

Kommt jetzt in dieser Phase jemand von außen auf dich zu und bestätigt dir auf irgendeine Weise, dass, was dieser Anteil noch nicht glaubt, wird dieser entlastet und fühlt sich unendlich sicher. Die Sicherheit wird durch die Außenbestätigung genährt. Besondern gut klappt das bei dem Satz: „Du bist gut genug!“.

Ja, lass uns das mal an dem Satz klar machen. Es bleibt bei der deckelungsloyalen Struktur, die ich dir gerade schon erklärt habe. Was muss man jetzt machen, wenn man zum Beispiel sein Angebot an dich verkaufen will? Ganz einfach, man setzt dich unter Druck, dass du nicht gut genug sein könntest. Erst wirst du mit Aufmerksamkeit gefüttert und dann wird sie dir wieder entzogen. Aber nur so viel, dass du dennoch einen inneren Handlungsdruck verspürst. Der unsichere und verletzte Anteil will aber unter keinen Umständen, dass der deckelungsloyale Anteil recht behält und beginnt jetzt unruhig zu werden. Der innere Druck wird so hoch, dass sich nur noch auf das Angebot konzentriert wird. Weil wir aber in der Persönlichkeitsentwicklung sind, nimmst du das nicht als Druck wahr, sondern als klares Zeichen, dass das jetzt das Richtige für dich ist, ohne es in Ruhe prüfen zu können.

Einfache Beispiele dafür sind:

  • Du musst dich bei einem Angebot bewerben, damit du überhaupt die Möglichkeit der Buchung bekommst. Du wirst also erstmal angelockt und dann disqualifiziert. Der Anteil der Sorge hat, es könnte wahr sein, dass du nicht „gut genug“ bist, springt an und übernimmt die Führung. Je nachdem, wie stark verletzt dieser Anteil ist, reagiert er. Dieser Anteil kann so stark reagieren, dass die Person selbst eine enorme Überschuldung für normal empfindet.

 

  • Dir werden andere Beispiele der „Erleuchtung“ gezeigt und dieser Anteil springt an. Denn dieser zweifelnde Anteil weiß nicht, wie er den versprochenen Zustand selbst erschaffen soll. Und es bleibt das Wichtigste: Der Glaubenssatz „Ich bin gut genug“ soll doch jetzt endlich bestätigt werden.

 

Wir belassen es bei diesen Beispielen erstmal. Aber vielleicht noch eine kleine Sache. Durch das Bewerbungsverfahren wird nicht nur dein Glaubenssatz „Ich bin gut genug“ bearbeitet, sondern auch der Glaubenssatz „Das Leben ist leicht!“. Denn natürlich will man dir etwas verkaufen und bei einem normalen Verkaufsprozess bräuchte es diese Schleife nicht. Jedoch steckt dein größter Handlungsdruck in dem Anteil, der unter allen Umständen bewiesen haben will, dass du gut genug bist und (Achtung!) das Leben leicht ist. Und plötzlich darfst du das Angebot buchen. Und das ging alles ganz leicht….

Oh man, wie mich diese Art und Weise einfach nur noch ankxxxxxx….und es wäre nicht so schlimm, wenn wir nicht gerade jetzt so auf starke und stabile Menschen angewiesen wären. Denn in der Persönlichkeitsentwicklung geht es nicht nur um dein persönliches Glück, sondern am Ende um die Frage der Stabilität einer Demokratie. Wir brauchen Menschen, die keine Angst vor sich selbst haben. Und jeder, der in diesen Angeboten drin war, der hätte schon längst seine Themen bearbeiten können, wenn er nicht genau in diesem Moment abgefischt worden wäre. Einfach nicht gut!

Man, man, man. Aber vielleicht hilft es dir jetzt und vielleicht hilft es jedem der das liest. Teilen und drüber reden!

Und denk dran: Ich finde Glaubenssatzarbeit gut. Jedoch nur dort, wo sie auch wirken kann für die Person. Nicht gegen die Person!

 

Ich dachte nicht, dass die Frage in meinem Buch, ob wir den Zusammenbruch wirklich zulassen, nun so schnell Realität wird. Dennoch mag ich dich einladen, weiterzulesen und weiter zu verstehen.